30.03.2022: Die Brauereien Wittmann und Graf Arco beliefern dieses Jahr die Festwirte
Gekommen, um zu bleiben
Die Brauereien Wittmann und Graf Arco beliefern dieses Jahr die Festwirte
Nach zwei Jahren, in denen Bayerns letzte Wiesn gezwungen war, „moi anders“ und in kleinerem Rahmen stattzufinden, hofft man auf großes Hallo im kommenden Herbst. Zunächst war aber ein fundamentales Problem zu lösen. Das Aus der Dingolfinger Brauerei Wasserburger nach 163 Jahren stellte die Beteiligten vor eine große Herausforderung. In den vergangenen Wochen beschäftigten sich daher Festwirte und Festausschussmitglieder damit, die Nachfolge zu klären. Der Zuschlag ging letztlich an zwei alte Bekannte: die Brauerei C. Wittmann aus Landshut und die Gräfliche Brauerei Arco-Valley aus Adldorf.
Bürgermeister Armin Grassinger begrüßte am Mittwochnachmittag im Beisein von Festausschussvorsitzendem Reiner Gillig, Corinna Schwimmbeck und Julia Binder vom Stadtmarketing, die Vertreter der Brauereien sowie die Festwirte. „Für die ganze Branche ist der Verlust der Brauerei Wasserburger ein herber Verlust“, erklärte Grassinger eingangs. Nach Beendigung einer solch langen Partnerschaft habe man sich neu orientieren müssen. Umso mehr freue man sich nach der erfolgreichen Suche über die getroffenen Vereinbarungen mit den Bierlieferanten. So fließt im Weinstadel künftig Bier der Brauerei C. Wittmann. Die Gräfliche Brauerei Arco-Valley beliefert mit ihrem Bier das Festzelt und zudem den Weinstadel mit alkoholfreien Getränken.
Historische Veränderung
Da mit dem Verlust der Firma Wasserburger auch das Biermonopol für den Kirta entfällt, wurden die Verträge abgeändert. Zuvor hatten die Wasserburgers einen Liefervertrag mit der Stadt Dingolfing, das Bierlieferrecht war an die Festfläche gebunden und der Festwirt von der Brauerei angestellt.
Mit den Festwirten Jakob und Andreas Ismair hat die Stadt neue, wenngleich gut bekannte, Partner für das Festzelt, welche wiederum eigens ihre Bierlieferanten bestimmen können. Auch der Vertrag von Georg Apfelbeck wurde geändert, damit er freie Hand bei der Wahl seines Lieferanten hat. Die Partnerschaften sind somit nicht länger fest gebunden. Der Vertrag für das große Festzelt erging als Notvergabe, erklärt Bürgermeister Grassinger, denn aufgrund der kurzen Ausschreibungsfrist war man zwischenzeitlich unsicher, ob alle Posten zu besetzen wären. Zwei Jahre läuft Georg Apfelbecks Vertrag sicher, doch er plant langfristig: „Die Arcos kaufen neue Planen, die Wittmanns machen extra Gläser, alle hoffen auf die Zukunft.“
Wie mit dem Pilskarussell und dem Zelt unter der Fahne der Bäckerei Heidobler verfahren werden soll, steht noch aus. Diese beiden machen aber keinem der Verantwortlichen Sorgen, erklärten Bürgermeister und Festausschussvorsitzender unisono.
Niederbayerisches Bier für Dingolfing
Georg Apfelbeck und die Gebrüder Ismair trafen hierfür zunächst eine engere Auswahl aus der Menge an Bewerbern. Diese wurden in einer Sitzung des Festausschusses präsentiert, wo letztlich Stadt und Wirte gemeinsam die finale Entscheidung trafen.
Für Jakob und Andreas Ismair fiel die Wahl nicht schwer. Der Lokalbezug, die ausreichende Größe, ein hervorragendes Image und nachhaltiges Wirtschaften liegt den Brüdern besonders am Herzen. „Arco hat uns sofort verstanden.“ Schon bald waren sie sich sicher, dass in dieser Partnerschaft ihre Ideen am besten umgesetzt werden können. Schließlich wolle man in die Zukunft blicken und „keinen Schritt zurück machen“ – auch in dieser Hinsicht sei man bei der Gräflichen Brauerei aus Adldorf an der richtigen Adresse.
Georg Reichert, der die Arco-Valley GmbH als Brauereidirektor vertrat, bekräftigte dies und zeigte sich ebenso erfreut über die Zusage. „Wir sind stolz, den Kirta beliefern zu dürfen“, erklärt Reichert. Mit den Produkten aus der Brauerei und den Mineralbrunnen-Quellen beliefere Arco hauptsächlich einen Umkreis von 50 Kilometern „um den Adldorfer Kirchturm herum“ und freue sich dabei besonders über die Regionalität der Produkte. So entstehe das Bier nicht nur in direkter Umgebung, sondern auch ausschließlich aus niederbayerischen Zutaten, worauf auch die gräfliche Familie in ihrem Traditionsbewusstsein großen Wert lege. Er sehe sein Team „voller Ideen“, die bei einem zeitig angedachten Treffen mit den Festwirten in die Tat umgesetzt werden sollen.
Ähnliche Ansätze zeigt die Begründung von Georg Apfelbeck. Er wisse um die Beliebtheit der Marke Wittmann im Dingolfinger Raum und habe bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen machen dürfen. „Die Produktqualität und das Engagement passen zu uns“, meint der Festwirt und gibt weiter zu verstehen, dass diese Zusammenarbeit die für ihn wichtigsten Faktoren verbindet. Man hätte nie versucht, das „günstigste Bier oder irgendein Münchener Bier“ anzuwerben, sondern den Fokus auf die Qualität gelegt. „Der Dingolfinger soll wissen, was er wo bekommt.“
Bekräftigt wurde seine Aussage von Brauereidirektor Josef Kell. Er hob hervor, dass Wittmann sich seit den 1990er Jahren intensiv den ökologischen Aspekten widme und hier bereits einige innovative Wege gegangen sei. Auch bei Kell wurde die Freude über die Übereinkunft deutlich: „406 Jahre gibt es die Brauerei, 41 Jahre davon bin ich Brauereidirektor und freue mich, dieses Betätigungsfeld mit auf den Weg gebracht zu haben.“ Innerhalb der Firma sei das Stimmungsbild ähnlich. Man kennt sich bereits und wolle das bereits vorhandene Vertrauen in den kommenden Jahren stärken.
Dass nun zwei Brauereien die Herzen der Kirtabesucher höherschlagen lassen sollen, sieht Bürgermeister Armin Grassinger durchwegs positiv. Darin läge seiner Ansicht nach eine absolute Bereicherung für das Fest, durch die er sich im besten Fall „überregionales Publikum“ auf die Kirtawiese wünsche.
Vorfreude unter Vorbehalt
Reiner Gillig dankte abschließend den Festwirten. Sie seien eine „Konstante im Kirta“ und er freue sich, auf sie zählen zu können. Ebenso richtete er sein Lob an das Team des Stadtmarketings. Die finale Entscheidung mache diesen Mittwoch zu einem Freudentag. Mit dem Neubeginn des Kirtas vor der Brust und der Ungewissheit über die Entwicklungen der Pandemie und des Krieges in der Ukraine im Rücken sei er dankbar für die Beruhigung, zwei starke Partner an seiner Seite zu wissen. „Ein Festzelt betreibt sich nicht von allein“ und so freue er sich auf die Arbeit und Planungen, die es für den Kirta braucht. Und auch ohne Glaskugel ist sich Gillig ein halbes Jahr im Voraus sicher: „Ich bin überzeugt, das wird ein schöner Kirta – weil wir ihn auch brauchen, die Wirtschaft, aber vor allem die Leut.“
Bürgermeister Grassinger bleibt trotz hoher Infektionszahlen positiv. Man habe genug Zeit, sich vorzubereiten und werde dazu insbesondere den Blick auf andere Volksfeste und die Erfahrungen anderer Gemeinden richten.
(c) Dingolfinger Anzeiger, Isabella Vogl